Steigender Bedarf an Pflegekräften
Diese Themenseite betrifft ambulante, teilstationäre und stationäre Pflege, vor allem im Pflegeheim, aber auch im Krankenhaus. Wir verstehen unter Pflegebedürftigkeit den Begriff, wie er im Elften Buch Sozialgesetzbuch (SGB XI) definiert ist.
Durch den demographischen Wandel sind Patient*innen im Krankenhaus und Bewohner*innen im Pflegeheim bzw. Pflegebedürftige, die zu Hause leben, immer älter, kränker und pflegebedürftiger. So wird im Landkreis Waldshut mit einem Anstieg der Pflegebedürftigen von 47 % erwartet. (Südkurier 16.3.2018) Daher steigt der Bedarf an Pflegekräften. Im Landkreis Waldshut gibt es 2018 27 stationäre Pflegeheime mit 1795 Pflegeheimplätzen, die zum Teil noch nicht den geforderten Standards, wie zum Beispiel Einzelzimmer für alle Bewohner, entsprechen.
Verbesserung von Arbeitsbedingungen
Damit die Pflege sowohl für die Patienten/Bewohner als auch für die Pflegenden zufriedenstellend zu gestalten, fordern wir einen respektvollen, bewohner- und ressourcenorientierten Umgang der Pflegenden mit den Pflegebedürftigen. Respektvoll bedeutet unter anderem eine für Pflegebedürftige gut verständliche Sprache und ein fachlich korrekter Umgang mit dementen Menschen. Dabei steht der Erhalt der Selbständigkeit an oberster Stelle. Pflege soll nach den neuesten Erkenntnissen geleistet werden. Pflegende Angehörige sollen durch Fachkräfte unterstützt und ihre Arbeit anerkannt werden.
Damit die Pflegenden eine Pflege wie oben beschrieben auf Dauer durchführen können, müssen die Arbeitsbedingungen folgendermaßen gestaltet sein:
- Die Arbeitszeiten sind geregelt;
- Es sind genügend und gut ausgebildetes Personal vorhanden
- Die Pflegenden erfahren Aus- und Weiterbildung
- Die Pflegedokumentation erfolgt so wenig wie möglich, so viel wie notwendig; Stichwort „Entbürokratisierung“
- Ältere und erfahrene Pflegende werden gefördert – keine Anstellung von „Billigen“, unerfahrenen Arbeitskräften auf Kosten jener Anderen
- So sind unmotivierte, unerfahrene Arbeitskräfte, die gezwungenermaßen einen Kurs in Pflege oder Betreuung absolviert haben, z.T. völlig überfordert und für Pflegebedürftige eine Zumutung
Regionale Situation
Pflegeberufe sind wegen der schlechten Arbeitsbedingungen (Schichtdienste, hoher Arbeitsdruck wegen zu wenig Personal, körperlich schwere Arbeit und v.a. schlechte Bezahlung) unattraktiv. Zudem wandern hier im Grenzgebiet in erster Linie wegen der dort deutlich besseren Bezahlung sehr viele Pflegekräfte in die Schweiz ab.
Finanzielle Situation
Ambulante und stationäre Pflege müssen ausreichend finanziert sein. Die ambulante Pflege steht immer wieder vor einem Kollaps: Investitionskosten in Fahrzeuge, lange Anfahrtswege vor allem im ländlichen Raum ebenso wie die tatsächliche Vergütung der Leistungen. In der stationären Pflege sind Investitionen gefordert, für die es keine staatlichen Zuschüsse gibt: jeder Heimbewohner hat verständlicherweise Anspruch auf ein Einzelzimmer – viele Einrichtungen sind nur kostenaufwendig umzubauen.
Insgesamt ist eine verstärkte gesellschaftliche Wertschätzung vonnöten: sowohl eine Wertschätzung der alten und pflegebedürftigen Menschen für deren „Lebensleistung“ als auch der pflegenden Angehörigen wie der professionell Pflegenden. Wertschätzung drückt sich in einem entsprechenden Gehalt , in ausreichender Forschung, Aus- und Weiterbildung aus.
(Hauptautorin: Cordula Maier)